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Glück im Job fordert Disziplin und harte Arbeit

Dritte Kita-Fachtag wagt Blick nach Innen // Kindergarten als Spiegel der Gesellschaft erlebt

„Glücklich im Kindergarten“, unter diesem Motto stand der dritte Kindergarten-Fachtag der Stadtmission Chemnitz. Rund 100 Erzieher:innen und Sozialarbeitende nutzten die Möglichkeit zu fachlichem Austausch und gegenseitigem Kennenlernen, für das im Alltag oft die Zeit fehlt.

Die Tage, in denen „der Onkel“ oder „die Tante“ im Kindergarten Zeit hatten, sich ausschließlich jedem einzelnen Kind zu widmen, sind lange vorbei. Erzieher:innen von heute stehen in einem Spannungsfeld zwischen fordernden Eltern, Dokumentationsaufgaben, einem Vorschriften-Dschungel und den Bedürfnissen der Kinder, von denen einige – ganz offiziell – als „verhaltensoriginell“ bezeichnet werden können.

„Kinder sind in jedem Fall das Spiegelbild ihrer Familien“, erklärt Peter Wild, Leiter Soziale Dienste der Stadtmission Chemnitz. Entsprechend vielfältig war das Spektrum der Themen, die von den Teilnehmenden, unter Anleitung von Referent:innen, zum Teil in Gruppen, bearbeitet wurden: im Mittelpunkt stand der Umgang mit Kindern, die in ihren Familien problematische Verhältnisse - Sucht, Trennung oder Gewalt - erfahren. Alles das hinterlässt seine Spuren auch im Arbeitsalltag der Erzieher:innen.

„Plötzlich habe ich bemerkt, dass meine Aufmerksamkeit während der Gruppenstunde vollständig auf das eine Kind fixiert war“, erzählt eine Erzieherin und ergänzt: “das hat mir den ganzen Tag zu schaffen gemacht.“ Peter Wild: „Angesichts einer übervollen Agenda und des schwierigen Personalschlüssels ist das kein Einzelfall.“ Auch in den weiterführenden Schulen gelte inzwischen, dass die Aufmerksamkeit der Lehrenden vor allem den Lauten und Auffälligen ihrer jeweiligen Klassen gilt.

Helene Seiffert, Leiterin des Ev. Kindergarten Arche Noah ergänzt: „Die Frage, ob der Kindergarten im Jahr 2024 ein ‚glücklicher Arbeitsplatz‘ sein kann, hängt von mehreren Faktoren ab.“ Seiffert hatte den Fachtag genutzt, um mit ihren Kolleg:innen aus den übrigen Kindergärten der Stadtmission ins Gespräch zu kommen. Dabei sei ihr klar geworden, dass die Frage nach Glücksgefühlen oder Bedrückung, bei dem Gedanken an den kommenden Arbeitstag, auch mit der eigenen Haltung und den Ansprüchen an den Beruf abhänge:

„Wir, als Kita-Team, können nicht alle schwierigen Bedingungen in der Entwicklung der Kinder ausgleichen. Aber es ist möglich, jedem Kind und seiner Familie zugewandt und professionell zu begegnen.“ Zudem sei es wichtig, eine gute Kommunikations- und Streitkultur im Team zu kultivieren: „Wir müssen nicht einer Meinung sein“, gibt Seifert zu Protokoll. Es gelte aber, „dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen und sich gegenseitig unterstützen.“

Als weiteres Ergebnis des Fachtags sei klar geworden, wie wichtig die Haltung der einzelnen, erziehenden Person im Blick auf den Arbeitgeber sei. Helene Seiffert: „Für mich steht und fällt die Freude an meinem Beruf mit dem Wissen, dass meine Arbeit einen Sinn hat und mein Arbeitgeber meine Motivation teilt.“

Das Wahren christlicher Werte, in allen Einrichtungen der Stadtmission Chemnitz, trage dazu bei, dass Mitarbeiter:innen nicht ausschließlich als Kostenstellen, sondern in erster Linie als Menschen, mit ihren Sorgen und Befürchtungen, gesehen werden. Dieser Rückhalt gebe, davon ist Helene Seiffert überzeugt, nicht nur ihr einen Teil der Kraft, um ihren Arbeitstag als Glücksfall zu empfinden und persönliches Glück aus den Begegnungen mit Kolleg:innen, Kindern und Eltern zu ziehen.

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