Raus aus dem Schatten: Chemnitzer Galeristin macht für Suchthilfe mobil
Chemnitz ist die heimliche Hauptstadt der Crystal Meth-Konsument:innen in Deutschland. Das geht aus einer Studie der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) hervor. Von den Folgen der Sucht betroffen sind auch die Familien der Konsumierenden. Schätzungen der Bundes-Drogenbeauftragten aus dem Mai 2017 gehen davon aus, dass über drei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland mindestens einen suchtkranken Elternteil haben. Die Dunkelziffer ist gewaltig. Noch größer ist die Not der Kinder in den betroffenen Familien. Ihr Alltag wird geprägt von einem Gefühl der Hilflosigkeit und davon, mit ihren Ängsten alleine dazustehen. Hinzu kommt die ständige Angst, dass andere Menschen dieses „Familiengeheimnis“ entdecken könnten.
Dass zahlreiche Kinder an dieser Last zerbrechen, beweisen die vielfältigen Aufklärungs- und Hilfsangebote, unter anderem der Sucht- und Drogenberatung bei der Stadtmission Chemnitz. „Aber das alles ist nicht genug“, sagt Konstanze Wolter. Die 46-Jährige betreibt eine Kunst-Galerie, noch in der Chemnitzer Theaterstraße. Das Elend, dass sich für Angehörige und Kinder mit der Drogensucht eines Elternteils verbindet, kennt sie aus eigener, leidvoller Erfahrung.
„Kinder sind das schwächste Glied einer Familie“, sagt Wolter: „Sie leiden leise und sind hilflos, wenn ihre nächsten und wichtigsten Bezugspersonen nicht mehr dazu in der Lage sind, ihnen mit Aufmerksamkeit und Liebe zu begegnen.“ Einen Schlüssel, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, bieten die Angebote der Familienorientierten Suchthilfe. Diese aber sind im öffentlichen Bild der Stadt beinahe unsichtbar. Das möchte Konstanze Wolter mit einer Charity-Aktion ändern: Pünktlich zum Auftakt des Kulturhauptstadt-Jahres soll ein Werk der Braunschweiger Künstlerin Hanna Nitsch dazu beitragen, Förderer für die Arbeit der Familienorientierten Suchthilfe der Stadtmission Chemnitz zu gewinnen. „Elisabeth“, so der Titel des Bildes, ist Teil eines Zyklus, der voyeuristische Aspekte, Schönheit und Zerstörung unter der Oberfläche einer – auf den ersten Blick – heilen Welt eines kindlichen Frauenportraits verbindet.
„Wichtig ist mir, das blutende Herz dieses verletzten Kindes zu zeigen, weil es den inneren Zustand sehr treffend beschreibt“, unterstreicht Wolter. Die Galeristin verweist auf einen, auf den ersten Blick unscheinbaren, gleichzeitig aber in seiner Freizügigkeit verstörenden, Aspekt des Bildes. Wolter: „Ich habe mich sehr bewusst für dieses Bild entschieden. Es polarisiert seine Betrachter – lässt aber niemanden unberührt.“ Das sei auch ein wesentlicher Aspekt im Kulturhauptstadt-Jahr 2025. Zu einem umfassenden Blick auf die Stadt gehöre es, die Schattenseiten ihrer Kultur zu betrachten. Wolter möchte, dass die hoch emotionale Tusche-Malerei zum Nachdenken „jenseits des schönen Scheins“ aufrüttelt.
Gelegenheit dazu bietet eine Podiumsdiskussion, die am 18. Januar in den neuen Räumen der Galerie, im Haus F des Chemnitzer Wirkbaus, geplant ist. Ein Anliegen der Veranstaltung ist es, Besuchende mit Fachleuten aus Kunst und Prävention über Hintergründe des Themenkreises „Angehörige drogengebrauchender Menschen“ ins Gespräch zu bringen. Wenn auch Sie die Arbeit der Familienorientierten Suchthilfe unserer Stadtmission unterstützen möchten, haben Sie nachstehend die Möglichkeit, ein Exemplar des besprochenen Werkes „Elisabeth“ zu erwerben. Sie erhalten einen hochwertigen, handsignierte Pigmentdruck aus einer limitierten Auflage von nur 70 Exemplaren. Weitere Informationen und eine Bestellmöglichkeit bietet Konstanze Wolter auf ihrer Internetseite (e-artis-contemporary.com).