29. Juni 2023
Missverständnisse und Halbwahrheiten prägen die Diskussion um Werkstätten, deren Arbeitsangebot sich an Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen richtet. Ursache der Vorurteile sind in vielen Fällen Unwissenheit und Populismus. Für Klarheit sorgt das nun abgeschlossene Filmprojekt der Partner-Werkstätten, drei Einrichtungen unter dem Dach der Stadtmission Chemnitz.
„Die Idee, den Arbeitsalltag unserer Mitarbeiter:innen professionell zu visualisieren liegt gut zwei Jahre zurück“, erinnert sich Wilko Meier. Der Ingenieur leitet die Partner-Werkstatt in Burgstädt, einer Kleinstadt, rund 15 Kilometer nördlich von Chemnitz. Schwerpunkt der Einrichtung ist die Pulverbeschichtung von Bauteilen. Auftraggeber sind Unternehmen verschiedener Industriebranchen, auch über die Grenzen des Bundeslandes hinaus.
Ebenso professionell sind die Fertigungen an den Standorten Waldkirchen und Chemnitz: Während erstere sich auf die Montage von Elektro-Baugruppen und Tampondruck spezialisiert hat, markieren Arbeiten an modernen CNC-Maschinen und die berufliche Bildung der Mitarbeiter:innen aller drei Standorte den Arbeitsmittelpunkt in der Partner-Werkstatt Chemnitz.
„Unsere Mitarbeiter:innen sind hoch motiviert und wissen, dass wir in der Stadtmission nicht nur ihre Arbeit wertschätzen“, sagt Heiko Wünsche, Leiter der Einrichtung in Chemnitz: „Es klingt abgedroschen, aber wir sehen und fördern jeden einzelnen Mitarbeitenden nach seinen individuellen Möglichkeiten.“ Als Beleg verweist Wünsche auf das Zertifizierungs-Programm seiner Einrichtung. Dieses hatte die Diakonie Sachsen, gemeinsam mit der Stadtmission Chemnitz, weiteren sächsischen Werkstätten (WfbM) sowie den Kammern des Bundeslandes (IHK, HWK) erarbeitet. Werkstatt-Mitarbeiter:innen haben so die Möglichkeit, Zertifikate für einzelne Bausteine ihres Praxisfeldes zu erwerben und sich in ihrem Einsatzfeld weiterzubilden. Die sogenannten Praxisbausteine orientieren sich an den Ausbildungsordnungen der jeweiligen Kammer.
„Auftrag aller Werkstätten ist es, Menschen mit Behinderungen für den ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren“, erklärt Andreas Büttner: „Als Partner der Industrie werden wir aber mit denselben hohen Anforderungen an Termintreue und Qualität gemessen, wie jeder andere Zulieferer auch.“ Der Dipl.-Betriebswirt leitet die Partner-Werkstatt der Stadtmission in Waldkirchen.
Diese Professionalität kommt auch in dem gemeinsamen Filmprojekt der Einrichtungen zum Ausdruck. Mit der Umsetzung hatte die Stadtmission die Chemnitzer Filmproduktionsgesellschaft von André Koschmieder beauftragt. Bei den Dreharbeiten hatte diesen vor allem das Interesse der Werkstatt-Mitarbeiter:innen beeindruckt: „Wir drehen in vielen Unternehmen“, sagt Koschmieder. Die Menschen dort hätten oft Probleme damit, sich unverkrampft vor der Kamera zu bewegen. Die Mitarbeiter:innen der Partner-Werkstätten hingegen hätten mit spürbarer Freude vor der Kamera gehandelt. „Wir hatten viel miteinander zu lachen“, erinnert sich Koschmieder und so sei schließlich der Titel des Films entstanden: „Wir sind wie alle. Aber besonders.“
Wer mehr wissen möchte findet Informationen über die anerkannte berufliche Qualifizierung von Menschen mit Behinderungen, „Praxisbausteine“, im Internet: www.diakademie.de/praxisbaustein.html
Der Informationsfilm der Partner-Werkstätten gibt es bei YouTube unter den Webadresse https://t.ly/gnoG
