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Beratungs-, Betreuungs- und Hilfsangebote für Menschen in Notlagen von der Stadtmission Chemnitz

Obdachlos und unerkannt: Unbekannte Zahl von Menschen lebt am Rand der Gesellschaft

30. November 2023


Wohnungsnotfallhilfe der Stadtmission Chemnitz präsentiert Schätzung für 2022
Zunehmend auch Rentner und junge Menschen von Armut betroffen 

 

Die Zahl der Menschen, die in Chemnitz ohne Wohnung oder anhaltend in schwierigen Verhältnissen leben, ist im Jahre 2022 leicht gestiegen. Genaue Aussagen lassen sich nicht treffen. Das sagt der Leiter der Wohnungsnotfallhilfe der Stadtmission Chemnitz. Alfred Mucha: „Der Versuch, das Elend dieser Personen in konkrete Zahlen zu fassen, gleicht einem Fischen im Trüben.“ 

Diese Aussage gelte auch für die Ergebnisse, die das Statistische Bundesamt und die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnunglosennotfallhilfe in jedem Jahr vorstellen: Je nach Meldeverfahren und Registrierungsmethode schwanken die Angaben für das Jahr 2022 bundesweit zwischen 372.000 und 607.000 Personen. Für den Bereich der Diakonie Sachsen erfasst der Lebenslagenbericht in 2022 rund 3.100 Personen, die Hilfe und Unterstützung in den Kontakt- und Beratungsstellen sowie im Ambulant Betreuten Wohnen der Wohnungsnotfallhilfe erhielten. Rund die Hälfte dieser Menschen „campierten“ behelfsmäßig bei Bekannten (51%). Der übrige Teil lebe buchstäblich auf der Straße (11%) oder hielte sich in Notunterkünften auf (13%). 

Einen verlässlichen Hinweis auf die Situation in Chemnitz gibt die Zahl derjenigen Menschen, die eine Postadresse im Tagestreff Haltestelle der Stadtmission hinterlegt haben. Mucha: „Das ist eine wichtige Voraussetzung, etwa um Geld vom Jobcenter zu bekommen.“ Um aber eine Stimme bei den, im kommenden Jahr stattfindenden Wahlen zum Chemnitzer Stadtparlament abzugeben, reiche die Postadresse nicht. Mucha: „Die Sächsische Gemeindeordnung legt fest, dass Wähler:innen bei Kommunalwahlen in Sachsen einen gemeldeten Wohnsitz nachweisen müssen. Die Mehrheit unserer Klient:innen ist damit ihrer wichtigsten Stimme beraubt.“ Immerhin sind es die Stadt- und Ortschaftsräte, die über die Verteilung von Geldern, etwa für die Unterstützung sozialer Einrichtungen und Hilfsangebote entscheiden. 

Hatten vor Corona im Monatsschnitt rund 63 Personen eine Adresse im Tagestreff gemeldet, habe man nun, zum zweiten Mal in Folge, 72 Anmeldung gezählt. Auf dieser Grundlage rechnet Mucha, dass in 2022 mindestens 134 Personen in Chemnitz ohne festen Wohnsitz waren. 

„Angesichts von aktuell über 250.000 Einwohnern klingt das nicht viel“, sagt Mucha. Bedenklich werde die Situation aber, wenn man die steigende Zahl dieser Ärmsten der Armen in einen Zusammenhang mit den Erfahrungen, etwa von Straßensozialarbeiter:innen der Stadtmission stellt: Neben der Innenstadt suchten die Mitarbeiter:innen den Kontakt zu Menschen, vor allem auf dem Sonnenberg und im „Heckertgebiet“ mit den Stadtteilen Kappel, Helbersdorf, Markersdorf und Hutholz. In 2022 erreichten die Straßensozialarbeiter:innen in den genannten Gebieten 708 Personen, ein leichter Rückgang gegenüber 2021 (774 Personen). „Aber“, sagt Alfred Mucha, „der Schwerpunkt unter den Hilfesuchenden hat sich verschoben“.  Viele Menschen, die auf Rat und Hilfe der Sozialarbeiter:innen angewiesen seien, entsprächen nicht dem Klischee des übermäßigen Alkoholkonsumenten. Mucha: „Das sind vor allem alleinstehende Menschen mit geringer Rente, Minijober:innen oder Personen, denen trotz staatlicher Transferleistungen, Arbeit und eigenem Wohnraum schlicht das Geld zum Überleben fehlt.“ 

„Das ist ein Teufelskreis“, sagt Mucha und ergänzt: Was wir hier im Kleinen sehen, finde auch in anderen Regionen seinen Niederschlag: „Wir sprechen über 2022 – da ist noch keine Rede von den Auswirkungen des Inflationsjahres 2023 und auch die drastisch gestiegenen Kosten für Energie und Lebensmittel finden keine Berücksichtigung.“ Dass gestiegen Mieten, mangelnder Wohnraum und bürokratische Hürden aber schon 2022 dafür gesorgt hatten, dass die Mitarbeitenden der Wohnungsnotfallhilfe eine menschenwürdige Unterkunft für nur rund die Hälfe der hilfesuchenden Personen anmieten konnten, lässt, davon ist Alfred Mucha überzeugt, „für die Zukunft wenig Gutes ahnen.“

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