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Über Männer, Frauen und "viel Luft nach oben"

11. Juli 2023


Wenn die alte Schublade plötzlich versagt - Fachtag öffnet Blick für Zwischentöne / Über Männer, Frauen und viel „Luft nach oben“

„Gott schuf die Menschen männlich und weiblich“, so steht es im hebräischen Urtext der Bibel. „‘Männlich und weiblich‘, nicht ‚männlich oder weiblich‘“, unterstreicht Eunike Zobel. Letztere ist Projektleiterin Bildungsarbeit des chemnitzer Vereins „different people e.V.“ Gemeinsam mit ihrer Kollegin Nicole Macheleidt begleitete Zobel eine Weiterbildung für rund 80 Erzieher:innen aus den Kindergärten der Stadtmission Chemnitz. In ihrem Impulsvortrag erklärten die Redner:innen, dass  erst der Zeitgeist und spätere Übersetzungen für die Deutung der Urtexte in ihre heute Abgrenzung zwischen „Mann“ und „Frau“ gesorgt haben.

Was klingt wie eine akademische Haarspalterei, sorgt vor allem in konservativen Kreisen für gesellschaftspolitischen Sprengstoff. Bei dem gemeinsamen Fachtag hatten die Erziehenden Gelegenheit Fragen zu stellen, Berührungsängste abzubauen und Menschen mit größerem Verständnis zu begegnen, die sich in der mutmaßlich eindeutigen Einteilung der Geschlechter nicht zuhause fühlen.

Für hörbares Aufatmen unter den Zuhörer:innen sorgte Nicole Macheleidt mit dem Hinweis, dass das Wort „Sex“ im Englischen das biologische Geschlecht einer Person bezeichnet. In diesem Sinne werde es auch in Deutschland gebraucht, wenn sich Fachpersonen über Geschlechterrollen unterhalten. Mit intimer Körperlichkeit habe der Begriff nichts zu tun. Auch das Wort „Gender“ bedürfe einer Erklärung. Gemeint ist das Empfinden, mit dem ein Mensch der Rolle begegnet, die ihm von der Gesellschaft zugedacht wird, abhängig davon, ob er mit den äußeren Merkmalen eines Jungen oder eines Mädchens geboren wurde. 

Wie tief diese unbewusste Festlegung im Alltag verwurzelt ist, bestätigten die Erzieher:innen bei einer praktischen Übung: Es galt, Begriffe und Eigenschaften zuzuordnen. Dabei wanderten die Worte „Haushalt“, „rosa“ und „Liebesbrief“ auf den Stapel der mutmaßlich weiblichen Eigenschaften. Ebenso wurden „Prügel“, „Alkohol“ und „stark“ den „männlichen Werten“ zugedacht. „Das ist die Schere im Kopf“, fasst Eunike Zobel zusammen und fügt hinzu: „Wie gehen wir mit Menschen um, denen dieses Denkmuster fremd ist?“

Im Kindergarten-Alltag sei es normal, dass Jungen mit Puppen spielen und natürlich gebe es Mädchen, die eine Fußballhose dem niedlichen Rüschenkleid vorziehen. In solchen Fällen korrigierend einzugreifen stelle, nach nationalem und internationalem Recht, einen Eingriff in die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes dar. Durch ihren gesetzlichen Auftrag gebunden seien Erzieher:innen, Lehrende und Fachpersonen verpflichtet, im Sinne des Kindswohls aktiv zu werden und Partei für die freie Persönlichkeitsentwicklung des kleinen Menschen zu ergreifen.

Dass viele Erwachsene diesen Themen hilflos gegenüberstehen und mit Ablehnung oder Angst reagieren, sei verständlich, ermutigt Zobel die Erzieher:innen. Je stärker aber der Widerstand, desto mehr sind fachliche Informationen und Erklärungen gefragt: „Wir alle müssen in jedem Moment, teils unfreiwillig, einen Umgang mit dem Bild finden, dass sich andere Menschen von uns gemacht haben“, ergänzt Macheleidt. Ein naheliegender Weg sei der Versuch, sich diesem Bild anzupassen. „Für manche passt das, andere führen ein Doppelleben oder stehen vor einem psychosozialen Problem. “Wieviel schöner wäre es, Vielfalt als eine Bereicherung zu empfinden, statt kleine Menschen zu bewegen, die unreflektierten Bilder und Ängste der Älteren in ihr eigenes Leben aufzunehmen, um dann, in vielen Fällen, an den Folgen dieses äußeren Drucks zu verzweifeln,“ fragt Zobel.

Dass die Teilnehmenden das Ergebnis des Fachtags positiv bewertet haben, bestätigt der Bereichsleiter Soziale Dienste der Stadtmission, Peter Wild. Zahlreiche Gespräche mit Teilnehmer:innen hätten gezeigt, dass regelmäßige Weiterbildung und Informationsaustausch auch jenseits täglicher Arbeitsthemen einen wichtigen Beitrag leisten, die Fachlichkeit der Erzieher:innen auf hohem Niveau auszubauen.

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